MOOC sind gerade ziemlich hipp – kostenfreie Online-Kurse mit teilweise immens hohen Teilnehmerzahlen. Die Welle schwappt gerade auf die europäische Bildungswelt. Während die einen darin die Zukunft sehen, der Stifterverband ein erstes Förderprogramm auflegt, beschäftigen sich andere durchaus kritisch mit dem neuen Phänomen.
Unterschieden wird dabei zwischen xMOOCs und cMOOCs, wobei die xMOOCs quasi klassische Online-Veranstaltungen mit Video, Testfragen etc. sind. cMOOCs entwickeln sich dagegen „freier“, die Teilnehmer sind aktiv eingebunden. Bei den Diskussionen und Erfahrungsberichten ist immer darauf zu achten auf welche Form man sich gerade bezieht, ob auf reine x oder cMOOCs oder Mischformen.
Einerseits haben sich die klassischen E-Learning-Plattformen an Universitäten in den letzten Jahren ganz allmählich durchgesetzt, dass sie in der Mehrzahl der Veranstaltungen an unseren Universitäten inzwischen zum Standard gehören würde ich jetzt nicht behaupten.
Mit MOOC zieht die Karawane dann aber schon weiter – MOOC werden meist über (externe) Plattformen realisiert, d.h. der Dozent ist nicht mehr auf der Uni-eigenen Plattform unterwegs, sondern wandert zum MOOC-Anbieter (Coursera, Class2Go und wie sie alle heißen).
Für mich setzt an dem Punkt die erste Zersplitterung an – bzw. die MOOC-Plattform wird zur Konkurrenz der lokalen E-Learning-Plattform. Der Dozent, der ein MOOC anbietet wird diesen ja vermutlich nicht gedoppelt auf der lokalen E-Learning-Plattform nochmals anbieten. Gleichzeitig wird die Universität sich überlegen müssen, ob sie die eigenen E-Learning-Welt MOOC-kompatibel machen soll?
In den CHE-News schreibt Jörg Dräger unter dem Titel „Aussitzen ist keine Option“ zum Thema MOOC. Er empfiehlt den Universitäten nicht nur zu beoachten sondern auszuprobieren (auch wenn Sinn, Zweck und Finanzierung derzeit so gut wie nicht geklärt sind). Für ihn ist das Teil einer Marketing-Welt:
„Denn der Wettlauf um Professoren, Studenten, Reputation und Ressourcen beschleunigt sich. Die Hochgeschwindigkeitsglobalisierung erreicht die universitäre Bildung, und man ahnt schon, wer gewinnen wird: die größten Tanker und die schnellsten Beiboote.“ (Jörg Dräger, CHE-News)
Kritische Statements gibt es z.B. von Peter Baumgartner, der sich in zwei Beiträgen in seinem Blog äußerte und darüberhinaus auch einige Links zum Thema zusammengetragen hat:
- Baumgartner: MOOCs: Überzogene Kritik und überzogene Erwartungen
- Baumgartner: MOOC-Diskussion: Metatheoretische Anmerkungen
- Baumgartner: Linkliste zu MOOCs
„Ich wollten den Hinweis nur im Zusammenhang mit der Kritik, dass die didaktische und inhaltliche Realität von MOOCs keiner qualitativ hochstehenden Ausbildung entspricht, verstanden wissen. Ich wollte damit Kritikpunkte wie beispielsweise, dass MOOCs häufig kein weitergehendes Curriculum haben, dass die Überprüfung des Lernerfolgs und damit die Zertifizierung schwierig ist usw. relativieren. Ich wollte damit quasi als Gedankenexperiment vorschlagen eine andere (niedrigere) Messlatte einziehen, die nicht von den überzogenen werbewirksamen Sprüchen der MOOC-Betreiber dominiert wird. Dann wird nämlich deutlich, dass es objektive Potentiale gibt, die aber nicht so hoch angesiedelt sind, wie einige Leute bzw. Firmen es behaupten.“ (Baumgartner)
Ich bin momentan skeptisch ob Universitäten wirklich gut beraten sind, das Thema jetzt aktiv zu besetzen. Kombiniert man das Thema mit freien Lehrmaterialien OER erscheint es mir durchaus sinnvoll, aber da ist man ja auch an den Universitäten mit den eigenen Online-Kursen meist sehr weit weg von diesem Thema, warum das jetzt auf einer externen Plattform besser klappen sollte …
Ansonsten sehe ich eher die Zersplitterung der Inhalte, neue Plattformen, viele Tools und bin doch skeptisch ob das zum jetzigen Zeitpunkt für die meisten das „richtige Angebot“ ist. Die Breite der Dozenten nutzt auch weiterhin nur einen sehr knappen Ausschnitt der vorhandenen Tools, ob es da Sinn macht die nächste Plattform einzuführen. Gleichzeitig finde ich auch die für mich bisher nicht beantwortete Frage nach dem Finanzierungsmodell nicht unwichtig – wovon wollen denn die ganzen Plattformen, die MOOCs anbieten auf Dauer leben?